Digitalisierung bei der Agentur für Arbeit

Interview mit Matthias Kaschte, Chef der Arbeitsagentur Magdeburg

Sehr geehrter Herr Kaschte, in unserem letzten Gespräch habe ich Sie gefragt, wie sich durch die Flut von Anträgen auf Kurzarbeit und die Kommunikationseinschränkungen durch Corona die Organisation Ihrer Arbeitsaufgaben verändert hat. Was hat sich seitdem verändert?

Gerade jetzt benötigen viele Menschen und Betriebe die Unterstützung der Agentur für Arbeit Magdeburg und der Jobcenter. Üblicherweise gibt es im Frühjahr einen Rückgang beim Bestand an Arbeitslosen. Diese Entwicklung verläuft aufgrund der Coronakrise in diesem Jahr in die umgekehrte Richtung. Mit dem Instrument der Kurzarbeit ist es gelungen, den Markt vergleichsweise stabil zu halten und eine größere Zahl von Entlassungen zu vermeiden. Seit Verschärfung der Coronakrise im März sind 4.560 Anzeigen über Kurzarbeit für ca. 41.000 Menschen in der Agentur für Arbeit Magdeburg eingegangen.

Das bedeutet für unsere Arbeit weiterhin, dass die Gewährung von Leistungen höchste Priorität hat, um Existenzen zu sichern. Wir sind weiterhin per Telefon und digital erreichbar und bald wird es auch wieder erste persönliche Kontakte geben, um die Arbeits- und Ausbildungsvermittlung wieder zu intensivieren.

Was bedeutet das?

Der grundsätzliche Bedarf an Fachkräften in der Region besteht trotz der aktuellen Krise fort. Es werden aber aktuell weniger neue offene Stellen gemeldet als üblich.
Arbeitsvermittlung hat daher zuletzt insbesondere in Branchen mit hoher Nachfrage, z.B. im Lebensmitteleinzelhandel und der dazugehörigen Logistik stattgefunden. Inzwischen signalisieren uns aber immer mehr Unternehmen wieder Arbeitskräftebedarf. Wir intensivieren daher wieder unsere Vermittlungstätigkeiten. Beratungsgespräche finden dafür weiterhin vor allem telefonisch statt. In den nächsten Wochen versenden wir aber auch wieder Einladungen zu persönlichen Gesprächen.
Zusätzlich führen wir noch ein neues digitales Beratungsangebot für Personen ein, die ihre Arbeitssuche online angezeigt haben. Ihnen bieten wir an, das erste Beratungsgespräch mit einer Vermittlungsfachkraft freiwillig per Video-Chat an.

Welche Rolle haben digitale Angebote in der aktuellen Situation in der Arbeit der Agentur für Arbeit Magdeburg?

Sie sind in der aktuellen Situation von besonderer Bedeutung. Bereits vorhandene digitale Angebote, auch für Unternehmen, haben sich bewährt. Diese ermöglichen, dass Anfragen und Anträge kontaktlos und vollständig eingehen. Das erhöht den Gesundheitsschutz, erspart Rückfragen und führt zu insgesamt schnelleren Bearbeitungszeiten.

Führen die Erfahrungen der letzten Zeit dazu, dass Sie ihre digitalen Angebote weiterentwickeln und ausbauen werden?

Ja, das werden sie. Sowohl für Beschäftigte als auch Unternehmen werden die Angebote kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut. Darüber in welcher Form werden wir rechtzeitig informieren.
Auch Kurzarbeit kann übrigens digital angezeigt und beantragt werden.

Viele Unternehmen sind durch die Corona-Pandemie erstmalig mit Kurzarbeit in Berührung gekommen. Wie informieren und beraten Sie diese?

Unter www.arbeitsagentur.de/m/corona-kurzarbeit/ werden die am häufigsten gestellten Fragen kurz beantwortet. Zusätzlich stehen hier auch erläuternde Videos für Unternehmer und Personalverantwortliche zu Verfügung.

Individuelle Fragen zur Kurzarbeit und zum Verfahren beantwortet der gemeinsame Arbeitgeber-Service.

Für technische Fragen, z.B. im Zusammenhang mit der digitalen Beantragung von Kurzarbeitergeld, bieten wir einen telefonischen Service mit entsprechend qualifizierten Beschäftigten an. Gerade zur Kurzarbeit wurde dieses Angebot von Unternehmern und Personalverantwortlichen im März und April erheblich in Anspruch genommen, inzwischen lassen die Anfragen hierzu aber wieder nach.

Welche Auswirkungen hat die Corana-Pandemie auf den Ausbildungsmarkt?

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Magdeburg haben Jugendliche trotz der Krise weiterhin gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Es sind insgesamt mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. Für die Unternehmen bedeutet dies oft, dass die Besetzung ihrer Ausbildungsstellen zunehmend erschwert ist.

Foto Archiv: Jugendlicher in der praktischen Berufsausbildung beim Schichten eines Ziegelsteinbogens.


Für Jugendliche, die bisher noch keine Ausbildung gefunden haben oder bei der Berufswahl noch unschlüssig sind, haben wir die Beratungshotline 0391 257 1210 eingerichtet. Sie ermöglicht die schnelle und einfache Kontaktaufnahme zur Berufsberatung. In einigen Schulen finden demnächst unter Beachtung des Gesundheitsschutzes auch wieder persönliche Einzelgespräche statt.

Kompetenter Ansprechpartner bei der Entgegennahme und Besetzung offener Ausbildungsstellen für Unternehmen ist der gemeinsame Arbeitgeber-Service.