Interview mit Alexander Redeker

Alexander Redeker ist Vorstandsvorsitzender der Aone Deutschland AG – ein Unternehmen der Tilia Gruppe mit Hauptsitz in Leipzig. Die Aone Deutschland AG baut in Vietnam Trinkwasserversorgungsanlagen unter Einbeziehung der Sonnenenergie als Energiequelle.

Sehr geehrter Herr Redeker,
wie ergaben sich die Affinität der Aone Deutschland AG zu Vietnam und die Auftragsanbahnung für die Trinkwasserversorgungsprojekte hier?

Als wir mit unserer 2009 in Leipzig gegründeten Tilia GmbH, die heute noch als Muttergesellschaft der Aone Deutschland AG vor allem in Deutschland und Europa aktiv ist, das Profil erreicht hatten, auch internationale Märkte zu erschließen, bot es sich an, genau dafür diese mit einer genau auf die Bedürfnisse vor Ort ausgerichteten Gesellschaft zu erschließen. Schnell ergab sich das Ziel, mit unseren Lösungen im Bereich Trinkwasser, Erneuerbarer Energien und Ressourcenwirtschaft vor allem den asiatischen Raum in den Fokus unserer Aktivitäten zu nehmen, weil hier besonders in den großen Städten und Ballungsgebieten der Bedarf an z.B. optimierten Trinkwasseranlagen enorm ist, um die riesige Bevölkerung ausreichend und mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser zu versorgen.
Aber China war uns zunächst eine Nummer zu groß. Im Rahmen einer Vietnamreise mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und dem damaligen Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht sowie Leipziger Unternehmen, hatten wir die Gelegenheit, unsere heutigen vietnamesischen Geschäftspartner kennen zu lernen. Gemeinsam gründeten wir Ende 2017 die Aone, um mit ihren lokalen Kenntnissen und unsererem europäischen Know-how maßgeschneiderte Lösungen für den Vietnamesischen Markt anzubieten.

Unser bisher größtes Projekt ist eine Trinkwasseraufbereitungsanlage zur Versorgung der Stadt Hanoi mit einer Kapazität von 200.000 Kubikmetern pro Tag. Im Vergleich: Die Stadt Leipzig verbraucht täglich rund 108.000 Kubikmeter Trinkwasser am Tag. Am 12. März konnten wir einen weiteren Meilenstein mit der Unterzeichnung für eine Anlage zur Trinkwasser-Aufbereitung, diesmal im Süden von Vietnam im Mekong, erzielen. Ab 2023 wird diese Anlage für mehr als 1,5 Mio. Einwohner der Stadt Ho Chi Minh sauberes Trinkwasser zur Verfügung stellen.

Was schätzen Sie an Ihrem Partnerland Vietnam besonders?
Welchen Eindruck konnten Sie von der vietnamesischen Wirtschaft gewinnen?

Ich liebe vor allem die uneigennützige Gastfreundschaft der vietnamesischen Bürger, die eine Kommunikation und die Zusammenarbeit im privaten wie im geschäftlichen Leben bereichert. Außerdem schätze ich die Schnelligkeit und Flexibilität unserer vietnamesischen Freunde, die auch in der Wirtschaft funktioniert, und uns geholfen hat, auch große Projekte in kürzester Zeit zu realisieren. Unsere vietnamesischen Kunden und Geschäftspartner arbeiten sehr zielorientiert, was unserer unternehmerischen Denk- und Arbeitsweise sehr entgegenkommt und uns hilft, terminliche Zielstellungen einzuhalten. Auch die staatlichen Behörden in Vietnam verhalten sich trotz unumgänglicher Bürokratie sehr kooperativ. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Vietnams Bevölkerungsstruktur sehr jung ist, auch in Schlüsselpositionen arbeiten bereits viele junge agile Menschen, was Wirtschaft und Staat gleichermaßen gut bekommt.

Wie konnten Sie Ihre vietnamesischen Partner von Ihren Konzepten überzeugen, welche Bedeutung hatten dabei erneuerbare Energien beim Betreiben Ihrer Anlagen?

Unsere Firmenphilosophie, unser Know-how und unser Erfolg basieren darauf, dass wir nicht nur einfache Trinkwasseranlagen errichten, sondern vor allem auch auf effiziente Betriebskosten Wert legen. Daher integrieren unsere Ingenieure/Innen bereits in der Planung einen möglichst hohen Eigenstromanteil über Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen um den Energiebedarf unserer Wasserwerke decken zu können. Mit der Nutzung der Solarenergie, die vor allem für das Betreiben der Pumpen nötig ist, sparen unsere Kunden bares Geld, zumal die Energiepreise in Vietnam im Vergleich zu Deutschland recht hoch sind. Von diesem Wettbewerbsvorteil konnten wir unsere Partner in Vietnam überzeugen. So war gerade die Nutzung der Solarenergie ein schlagendes Argument in den Verhandlungen mit unseren Kunden.

Photovoltaik-Anlagen der Aone AG als Energiequelle zum kostengünstigen Betreiben der Wasserwerke spielen nicht nur in Vietnam eine wichtige Rolle. Foto: Aone Deutschland

Was ist das Erfolgsrezept für Ihren internationalen Wirkungsradius?

Mit unseren Referenzen in Deutschland, Europa und Asien haben wir mehrfach unter Beweis gestellt, dass wir nicht einfach mit vorgefertigten Produkten zum Kunden kommen. Neben der genauen Auseinandersetzung mit den landesspezifischen und örtlichen Gegebenheiten und unserer Erfahrung im Umgang mit Politik und Behörden stellt die Aone AG durch umfassende Variantenanalysen sicher, dass die beste technische und wirtschaftliche Lösung für das jeweilige Wasserwerk länderspezifisch zum Einsatz kommt.

Konnten Sie für die Realisierung Ihrer Geschäfte Partner aus Leipzig, in Mitteldeutschland oder direkt vor Ort in den Ländern Ihres Wirkens für Ihre Arbeit gewinnen und welche Rolle spielt der Kooperationsgedanke grundsätzlich in Ihrer Firmenphilosophie?

Natürlich. Die Gewinnung von wertvollen Partnern für unsere Arbeit ist ein wichtiger Grundstein unserer Firmenphilosophie und für unser Wachstum. Dies gilt seit Jahren sowohl für unseren Sitz des Unternehmens in Leipzig als auch für nationale und internationale Firmenprojekte – egal, wo. Je nach Bedarf haben wir uns projektbezogen durch die Gründung von Tochterunternehmen und Einbindung zu uns passender Firmen und Mitarbeiter aus den Regionen unserer Kunden positiv entwickelt und von dieser Zusammenarbeit vor Ort profitiert.
So konnten wir nicht nur unseren eigenen Fachkräftebedarf sichern, sondern haben auch immer die Wirtschaft in der jeweiligen Region unseres Handelns gestärkt.

Auch wenn der Fokus der Aone-AG-Aktivitäten auf Vietnam liegt, können wir mit dieser Strategie im Zusammenwirken mit unserer Muttergesellschaft, der Tilia GmbH, nahezu zeitgleich Referenzen in Deutschland und anderen europäischen Ländern sowie quasi vor der Haustür einen Auftrag zur Digitalisierung der Prozesse der Leipziger Wasserwerke GmbH nachweisen.
Diesen Spagat und die Anforderung, als Unternehmen mit unseren Projekten mit dem erforderlichen Fachkräftepotential bedarfsgerecht zu wachsen, hätten wir ohne unseren Kooperationswillen und die Entwicklung nationaler und internationaler Partnerschaften nicht leisten können.

Mehr Informationen finden Sie unter
www.aone-deutschland.de