Im Gespräch mit Claus Sauter, VERBIO AG

VERBIO bietet seit Jahren das, was die Welt heute dringend braucht: Alternative Kraftstoffe, und das sogar aus Stroh. Jetzt wurde VERBIO Vereinigte BioEnergie AG wurde auch in den TecDAX aufgenommen.

Zwei gute Gründe, um uns mit Claus Sauter, BioEnergie-Experte und Gründer & Vorstandsvorsitzender der VERBIO AG aus Zörbig, zu unterhalten.

Sehr geehrter Herr Sauter, VERBIO ist seit Jahren Marktführer für alternative Biokraftstoffe, sogar für die ganze Welt. Wo liegen die Chancen für deutsche Unternehmen und für die Menchen in unserem Land, wenn die Politik nun vielleicht den Wert Ihrer Lösungen erkannt hat?

Dass sogenannte fortschrittliche Biokraftstoffe, wie unser Biomethan aus den Reststoffen und Stroh stärker nachgefragt sind und eine sehr positive Entwicklungsperspektive bekommen haben, war schon auf der 2021 in Deutschland verabschiedeten Anpassung der gesetzlichen Regelung zur Treibhausgas-Reduktionsquote (THG-Quote) im Verkehr begründet. Mit den aktuellen politischen Entwicklungen in Europa hat dies nicht unmittelbar etwas zu tun. Die THG-Quote steigt bis 2030 von ehemals 6 auf 25 %, d. h. im Kraftstoffbereich sind 25 % CO2-Reduktion zu einem festgelegten Basis-Vergleichswert zu erzielen. Dabei werden fortschrittliche Biokraftstoffe in gewissem Maße doppelt auf die Erfüllung dieser Verpflichtung angerechnet.
Das hat bereits in den letzten Monaten die Nachfrage nach unserem Biomethan beflügelt. Natürlich führt uns die aktuelle traurige Situation in der Ukraine auch vor Augen, welche wichtige Rolle die regionale Bioenergieproduktion und die regionale Landwirtschaft als Rohstofflieferant für Nahrung, aber auch für Energie in Sachen Versorgungssicherheit spielen. Das bestätigt uns absolut in unserem Konzept Biomethan aus Stroh herzustellen, dass in der umliegenden Landwirtschaft als Reststoff anfällt, wenn diese Nahrungs- und Futtermittel erzeugt.

Im Moment fokussieren wir unsere Aktivitäten zum Ausbau der bestehenden Anlagen auf Deutschland und die USA, aber wir werden auch weiterhin in Europa Ausschau halten nach neuen geeigneten Standorten für weitere Anlagen und weiteres internationales Wachstum.

Sehen Sie in der aktuellen Lage der Nation eine nahe Zukunftschance für Ihre Biokraftstoffe heute an den deutschen Zapfsäulen und Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Mineralölindustrie und deren Einfluss?

Man muss den Markt für die unterschiedlichen Biokraftstoffe, die wir herstellen, hierzu etwas differenziert betrachten. Während Bioethanol und Biodiesel dem fossilen Kraftstoff beigemischt werden, wird Biomethan in der Regel als Reinkraftstoff an der Tankstelle in Verkehr gebracht. Und dann sieht man derzeit an der Tanksäule einen deutlichen Preisvorteil gegenüber dem fossilen Pendant Erdgas, dessen Preis am Markt derzeit einer erheblichen Steigerung ausgesetzt ist. Begünstigt wird dies zusätzlich, weil auf Biomethan keine CO2-Steuer erhoben wird, auf fossiles Erdgas aber schon. Was die Zukunft angeht, ist im letzten Jahr eine wichtige gesellschaftliche Wende passiert: die Industrie und auch die Mineralölindustrie haben die Politik gemeinschaftlich gedrängt, höhere Klimaziele festzusetzen. Es war das erste Mal in meiner über 15-jährigen Tätigkeit im Biokraftstoffsegment, dass es ein einheitliches Verständnis für mehr Klimaschutz gegeben hat. Ohne Biokraftstoffe wird die Erreichung dieser neuen ehrgeizigen Ziele nicht möglich sein. Deshalb sehen wir die Zukunft positiv und werden weiter wachsen.

Dieser Audi A4 fährt mit Biokraftstoff aus Stroh – produziert von der VERBIO AG. (Foto: VERBIO AG)

Spüren oder ahnen Sie Erkenntnisse und Maßnahmen der Politik im Hinblick auf die Klimaziele und die sich anbahnende Energiekrise, um das VERBIO-Potential auszuschöpfen?

Wir spüren derzeit natürlich schon großes Interesse und mehr Aufmerksamkeit für unsere erneuerbaren Lösungen, nicht nur im Verkehrsbereich, sondern auch z. B. in der chemischen Industrie, die ebenfalls auf erneuerbare Energien und erneuerbare Basisrohstoffe setzten muss, um den CO2-Fußabdruck zu verbessern. Gleichzeitig gibt es aber auch aktuell vor dem Hintergrund der befürchteten Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Getreideversorgung weltweit eine neue Tank-oder-Teller-Diskussion. Aber es wäre fatal jetzt wieder den Rückwärtsgang beim Klimaschutz einzulegen und auch bei der regionalen Versorgungssicherheit. Bioenergie trägt nicht nur zur CO2-Reduktion bei, sondern auch zur Wertschöpfung in der Landwirtschaft, zur Bereitstellung von Futtermitteln und zur Schaffung von Arbeitsplätzen.

Wir werden unseren Weg deshalb zielstrebig fortsetzten. Unser Fokus in der Technologieentwicklung liegt auch schon lange auf der Verwendung von Reststoffen als Rohstoffe, aber auch die Biokraftstoffe der ersten Generation und deren Nebenprodukte, wie Futtermittel und Rohstoffe für die Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie, sind systemrelevant.

Schade ist nur, dass insbesondere das Potenzial von Biomethan so lange von der deutschen Politik nicht erkannt oder ignoriert wurde. Wir könnten schon viel weiter sein, wir könnten schon viel mehr Biomethan herstellen, wenn wir schon viel früher (und nicht erst seit letztem Jahr) einen gesetzlichen Rahmen gehabt hätte, der uns Investitionssicherheit gegeben hätte. Wir sind jetzt natürlich dran am Ausbau der Anlagen, aber alleine durch die üblichen Genehmigungsverfahren dauert das eben seine Zeit. Von den aktuelle schwer vorherzusagenden Lieferzeiten für Baumaterial mal ganz abgesehen.


Die VERBIO Vereinigte BioEnergie AG wurde in den TecDAX aufgenommen. Seit dem 21. März 2022 fließt die VERBIO-Vorzugsaktie in die Berechnung des deutschen Aktienindex der 30 bedeutendsten Unternehmen im Technologiebereich ein. Der Bioenergieproduzent ersetzt das Solartechnikunternehmen SMA Solar und wird damit zusätzlich zum SDAX notiert.


VERBIO Vereinigte BioEnergie AG
Thura Mark 18, 06780 Zörbig

Weitere Informationen unter:
www.verbio.de und auf www.strohklug.de