Trotz Corona: Wissenschaftler erwarten 2021 leichtes Jobwachstum in Sachsen-Anhalt

(27.11.2020) Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben die regionalen Arbeitsmarktprognosen für das Jahr 2021 mit verschiedenen Rechenmodellen vorgelegt. In ihrem Mittelwertszenario gehen die Arbeitsmarktexperten davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt sinkt und neue Jobs entstehen – trotz Corona. Zu den Gründen für den Rückgang der Arbeitslosigkeit zählt Markus Behrens, Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion, unter anderem die demografische Entwicklung, den damit verbundenen Ersatzbedarf der Unternehmen und auch die geringere Abhängigkeit des Bundeslandes von der Weltkonjunktur. Dazu kämen staatliche Maßnahmen, wie die heute im Bundesrat beschlossene Verlängerung der Sonderregelungen zum Kurzarbeitergeld, die viel Druck vom Arbeitsmarkt nehmen würden.


Der Trend bleibt: Nur noch geringes Jobwachstum in Sachsen-Anhalt

Im kommenden Jahr rechnen die Forscher des IAB in ihrem Mittelwert-Szenario mit durchschnittlich 799.500 sozialversicherungspflichtigen Jobs in Sachsen-Anhalt. Das wären 1.300 Beschäftigte mehr als im geschätzten Jahresdurchschnitt 2020 und entspräche einem Job-Wachstum von 0,2 Prozent. Für den Bundesschnitt prognostizieren die IAB-Wissenschaftler gleichzeitig ein Wachstum von 0,9 Prozent und für Ostdeutschland ebenfalls ein Jobplus von 0,9 Prozent. Sachsen-Anhalt weist damit das geringste Jobwachstum aller Bundesländer aus. Das Untergrenzenszenario der IAB-Wissenschaftler geht von einem Rückgang der Beschäftigung in Höhe von 1,0 Prozent aus. Konkret würde das für kommendes Jahr 8.300 Jobs weniger als 2020 bedeuten. Im besten Fall rechnen die Arbeitsmarktexperten mit einem Jobwachstum von 1,4 Prozent in Sachsen-Anhalt. Das wären 11.000 neue Jobs im kommenden Jahr.

Demografie begrenzt Jobwachstum

„Die Effekte der Corona-Krise erschweren die Prognosen. Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich aber fort. Es entstehen auch im Vergleich zu anderen Bundesländern weniger Beschäftigungsverhältnisse. Das hat vor allem mit der demografischen Situation im Land zu tun. Die Bevölkerung altert und es wird immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter geben, ohne dass es einen spürbaren Ausgleich gibt“, erklärte IAB-Wissenschaftler Dr. Per Kropp.

Markus Behrens, Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen

„Trotz der coronabedingten konjunkturellen Verwerfungen bleibt der Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt auch im kommenden Jahr gerade für Fachkräfte weiterhin aufnahmefähig, weil viele Unternehmen Ersatz für die vielen Mitarbeiter suchen, die in absehbarer Zeit in Rente gehen. Jeder vierte Beschäftigte im Land ist derzeit über 55 Jahre alt. Wir werden daher weiterhin unserer Strategie folgen und diejenigen für den Job fit machen, die wegen fehlender Qualifikation, geringer Mobilität oder fehlenden Deutschkenntnissen zu den Verlierern der aktuellen Krise gehören, weil sie entweder als erste ihren Job verloren oder aber in diesem Jahr nur ganz geringe Chancen hatten, einen Job zu finden. Auch bei der Qualifizierung von Beschäftigten werden wir nachlegen“, sagte Markus Behrens, Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.

Er fügte hinzu, dass Qualifizierung und Weiterbildung allein aber nicht ausreichen werde, den Fachkräftebedarf der kommenden Jahre zu decken. Im Land müsse auch weiter daran gearbeitet werden, attraktiver für Arbeitskräfte aus dem Ausland oder anderen Bundesländern zu werden.

Rechenmodelle prognostizieren einen Rückgang der Arbeitslosigkeit

Wie beim Thema „Beschäftigung“ zeigen die Rechenmodelle der IAB-Wissenschaftler auch beim Thema „Arbeitslosigkeit“ eine sehr weite Bandbreite: In ihrem Mittelwertszenario rechnen die IAB-Forscher für das Jahr 2021 mit 73.300 Arbeitslosen. Das entspricht einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 13,6 Prozent im Vergleich zum geschätzten Jahresdurchschnitt 2020 mit 84.800 Arbeitslosen. Deutschlandweit prognostizieren die Experten in der Mittelwertprognose einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um 3,8 Prozent. „Es deutet vieles darauf hin, dass die aktuelle Krise auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt weniger deutliche Spuren hinterlässt als in anderen Bundesländern. Das liegt zum einen an der demografischen Entwicklung und dem damit verbundenen starken Ersatzbedarf. Zum anderen ist der Markt hierzulande weniger von den weltwirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und dem dadurch beschleunigten Strukturwandel betroffen als etwa die sehr stark exportorientierten Bundesländer. Der eher dienstleistungsorientierte Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt könnte sich daher schneller von der Krise erholen, dafür wird aber auch der erwartete Wachstumsschub nach dem Abflauen der Pandemie weniger stark spürbar sein als in anderen Bundesländern. Staatliche Maßnahmen, wie etwa die vom Bundestag und Bundesrat verlängerten Sonderregelungen zum Kurzarbeitergeld im Rahmen des Beschäftigungssicherungsgesetzes, nehmen darüber hinaus viel Druck vom Arbeitsmarkt und tragen in erheblichem Maße zu seiner Stabilisierung bei“, erklärte Markus Behrens.