(09.02.2021) Ministerpräsident macht Friseuren und Kosmetikern Hoffnung auf Betriebsöffnung / Handwerkskammern bleiben am Ball
Friseur-, Kosmetiker- und Fußpflegeunternehmen im Land Sachsen-Anhalt sind durch die pandemiebedingte Schließung ihrer Betriebe wirtschaftlich an ihre Grenzen gelangt. Daher hatten Unternehmerinnen und Unternehmer aus den betroffenen Gewerken in der vergangenen Woche eine Aktion ins Leben gerufen, die auf ihre Situation aufmerksam macht und sich an die Landespolitik wendet. Am vergangenen Freitag, dem 5. Februar 2021, wurden mehrere hundert Schaufenster und Ladengeschäfte in faktisch allen Städten im Land abgeklebt, um symbolisch die Perspektivlosigkeit der kleinen und mittleren Betriebe darzustellen. Auch andere betroffene Branchen und Handwerksbetriebe, die sich solidarisch zeigten, beteiligten sich an der Aktion.
Eine an der Aktion beteiligten Unternehmerinnen war Friseurmeisterin Jaqueline Lucas vom Salon Stötzer in Magdeburg in der Lübecker Straße 99a, unweit vom Sitz der Handwerkskammer Magdeburg, die erst vor nicht langer Zeit das Unternehmen von den Firmengründern übernommen hatte.
Jaqueline Lucas, Mutter von zwei kleinen Kindern, konnte in den letzten drei Monaten kein Einkommen aus ihrem stillgelegten Handwerksbetrieb entnehmen und wartet mit Ihren Kundinnen und Kunden auf den Tag, an dem sie auf der Grundlage der bewährten hygienischen Vorsorgemaßnahmen wieder ihre Dienstleistungen anbieten darf. Sie hat für diesen Moment schon eine Liste mit Telefonnummern vorbereitet, um dann im Eiltempo wieder Termine vergeben zu können.
Nachdem Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff bereits letzte Woche in einer Pressekonferenz Hoffnung machte, dass Friseure und Kosmetiker ab dem 15. Februar 2021 wieder ihre Läden öffnen dürfen, kamen gestern Branchenvertreter über eine Videokonferenz mit ihm ins Gespräch.
„Diese Branche hat ein funktionierendes Hygienekonzept mit umfangreichen Schutzmaßnahmen“, erläutert Hagen Mauer, Präsident der Handwerkskammer Magdeburg. „Uns ist kein Betrieb bekannt, der seit dem Pandemiebeginn zum Infektionsherd wurde. Die Haare und Fußnägel wachsen jedoch, so dass immer mehr Kunden auf Termine drängen. Da zudem die finanzielle Not der Handwerker groß ist, wächst die Gefahr von Schwarzarbeit. Und da wird weder auf Mindestabstände noch auf Masken oder Kontaktdaten-Dokumentation geachtet. Außerdem führt die Landesregelung zur Ungerechtigkeit im Bereich der medizinischen Fußpflege, welche Podologen durchführen dürfen, die in der Handwerksrolle eingetragene Fußpfleger aber nicht.“
Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle, ergänzt: „Die finanziellen Reserven der Betriebe sind im nunmehr zweiten Lockdown aufgebraucht. Die vorgegebenen Hilfen greifen nur bedingt oder kommen viel zu spät.“ Aus Sicht des Handwerks entspräche es nicht dem Verhältnisgrundsatz, Friseure, Kosmetiker und Fußpfleger weiter geschlossen zu halten. „Wir fordern Ministerpräsident Haseloff auf, sich bei der Konferenz der Ministerpräsidenten am Mittwoch durchzusetzen und den Betrieben ab dem 15. Februar 2021 das Arbeiten wieder zu erlauben. Gleichzeitig wenden wir uns an alle Handwerksbetriebe mit der Bitte, Hygienemaßnahmen einzuhalten. Denn nur so schaffen wir den Weg aus dem Lockdown“, so Keindorf.
Burgard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, zeigte sich bereit, unsere Fragen zu beantworten. Lesen Sie das digitale Gesprächsprotokoll in unserer InterviewBox.