Magdeburg überrascht mit neuem Verkehrskonzept

(Magdeburg, 01. April 2023) April, April! Da kann man schreiben, was man will:

  1. Miet-E-Scooter-Projekt steht bald auf der Kippe
  2. Vorfahrt für Busse und Bahnen
  3. Landeshauptstadt will Brücken durch weitere Tunnel ersetzen

Die Landeshauptstadt Magdeburg hat die Fertigstellung des Citytunnels am 1. April 2023 zum Anlass für ein neues Verkehrskonzept genommen.

Miet-E-Scooter-Projekt steht bald auf der Kippe

Kurzfristig hat der Magdeburger Stadtrat ein seinen Bürgerinnen und Bürgern ein Sonntagsfahrverbot für E-Roller auferlegt. “Bislang wurden Miet-E-Scooter in Magdeburg nur geduldet. Dann stellte die Stadt den zwei Anbietern eine befristete Sondernutzungserlaubnis in Aussicht und wollte die Anzahl der Parkflächen regeln. Laut einer Befragung war die Mehrheit der Magdeburger Bevölkerung zunächst für die Miet-E-Scooter in der Landeshauptstadt” berichtete der MDR.

Flocky Müller kann sich eine Fahrt auch nicht leisten, aber für ein Pipi-Geschäft sind die innovativen Fahrzeuge zu gebrauchen.

Offensichtlich hatte man jedoch nicht damit gerechnet, dass sich wohl vor allem Kinder für die E-Roller interessieren, deren Taschengeld höchstens für eine Probefahrt reicht.

Rentner:innen hatten bereits angemerkt, dass sie sich mit Rollator im Straßenverkehr sicherer fühlten. Dagegen fanden einige Hunde – wie hier in Magdeburg Nordwest – Gefallen an dem E-Scooter-Angebot

Den Ausschlag für das Sonntagsfahrverbot für die Miet-E-Scooter ab 2. April 2023 gab ein Veto von Dipl.-Kff. Birgit Münster-Rendel, Geschäftsführerin der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB). “Seit die E-Roller der Landeshauptstadt verfügbar sind, stehen an unseren Haltestellen mehr E-Scooter als MVB-Fahrgäste”, protestierte sie.

Die verwaisten E-Scooter dürfen sich im MVB-Wartehäuschen unterstellen.

Oberbürgermeisterin Simone Borris räumte ein, dass die Interessen einer kommunalen Gesellschaft Vorrang vor den privaten Profitabsichten der Mietfahrzeuganbieter hätten. Außerdem hätten die E-Scooter weder das Logistikproblem noch das Klimaproblem der Landeshauptstadt gelöst, sondern eher ein Entsorgungsproblem verursacht, wenn die Miet-Zweiräder weiter den Witterungseinflüssen ausgesetzt sein würden. Vielleicht hatten die Vermieter der Fahrzeuge auch an den Möglichkeiten ihrer Kunden vorbeikalkuliert, ergänzt Borris.

Vorfahrt nun auch für Busse

Die Kommunalpolitik ist grundsätzlich daran interessiert, ihren städtischen Gesellschaften Vorfahrt zu gewähren. Das bewährte Magdeburger Modell, dass alle Verkehrsteilnehmer vor roten Ampeln warten müssen wenn eine Bimmel kommt, soll nun auch bald für Busse gelten. Wissenschaftler der Uni Magdeburg sollen eine technische Lösung für diese Zielstellung erarbeiten.

Bis die Idee vom Stadtrat beschlossen wird, werden die MVB-Busrouten weiter auf ampelfreie Hauptstraßen und Grüne-Wellen-Trassen verlegt.

Die Buslinie 72 kann ungestört aus der Hugo-Junkers-Allee in den ungesperrten Bereich des Holzweges einbiegen. Autofahrer, die von rechts kommen und hier wegen der Baustelle links abbiegen müssen, sollten besser warten bis ihre Spur frei ist. Die Beifahrerin des roten PKW will gesehen haben, dass die Busfahrerin in der Kurve die Hand vors Gesicht gehalten hat, weil sie hier eine Flitzerblitzer-Attacke befürchtete.

Landeshauptstadt will Brücken durch weitere Tunnel ersetzen

Die guten Erfahrungen mit dem noch von Ex-OB Dr. Lutz Trümper veranlassten Bau des Citytunnels am Hauptbahnhof hat dessen Nachfolgerin Simone Borris zu einem neuen Projekt beflügelt:
Sie hat ein Statikbüro aus Wien mit einer Studie beauftragt die klären soll, welche Magdeburger Brücken aus baulicher und ökonomischer Sicht durch neue Tunnel ersetzt werden können. Dahinter verbergen sich die Erfahrung und Hoffnung, dass der Neubau eines Tunnels günstiger sein könnte als die Sanierung einer maroden Brücke. Auch die Erkenntnis, dass Brücken für nötige Sanierungen immer wieder über Monate gesperrt aber Tunnel nur ab und zu gereinigt werden müssten, spricht für die Realisierung des Vorhabens. Außerdem habe der neue Tunnel am Hauptbahnhof unter Beweis gestellt, dass finanzielle Beteiligungen der Deutschen Bahn, des Bundes sowie europäische Mittel den Magdeburger Haushalt deutlich entlastet hätten, so Borris. “Außerdem profitiert die heimischen Niederlassungen großer Baukonzerne nachhaltig von Tunnelprojekten”, rechtfertigt die Oberbürgermeisterin ihr Vorhaben.

Das Bild täuscht: Mit Hilfe produktiver Technik konnte die Bauzeit für den neuesten Magdeburger Tunnel auf nur acht Jahre begrenz werden (Bildquelle: MVB)
Magdeburg atmet auf: Happy End zur “pünktlichen” Freigabe des Magdeburger Tunnels am Hauptbahnhof am 1. April 2023. Bereits seit August 2020 konnten wieder vier Straßenbahnlinien die Strecke passieren und Fahrgäste kamen wieder schneller aus dem Westen der Stadt in die Innenstadt und umgekehrt (Quelle: MVB).