(Magdeburg, Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius (ctm), 19.07.2023) Zu einem regen Austausch über das Themenfeld “Generalisierte Pflegeausbildung und Akademisierung in der Pflege” hatte Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Armin Willingmann auf Einladung der Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius gGmbH (ctm) die Magdeburger Altenhilfeeinrichtung Bischof-Weskamm-Haus aufgesucht.
“Heute bin ich und nicht die Sozialministerin bei ihnen”, weil unser Haus die Universitäten und Hochschulen des Landes verwaltet”, begründete Armin Willingmann sein Interesse an dem Informationsaustausch mit der Pflegebranche.
ctm-Geschäftsführer Peter Zur, der die Gesprächsrunde moderierte, übergab das Wort zunächst an Christina Heinze, die pädagogische Geschäftsführerin des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe Magdeburg gGmbH.
Die Schulleiterin analysierte in ihrem inhaltsreichen Impulsvortrag zunächst, dass die Zahl der zu pflegenden Menschen steige, zurzeit befänden sich 4,1 Mio. Menschen allein in der Langzeitpflege.
Weiter formulierte Heinze für die 47 Pflegeschulen in Sachsen-Anhalt den dringenden Bedarf an professionell Pflegenden und Experten mit erweiterten Pflegekompetenzen.
Die Möglichkeit, in Deutschland Pflege zu studieren, bestehe bereits seit 1990, so Heinze, und bereits in der DDR habe es seit 1975 ein Fachschulstudium und einen Diplomstudiengang Krankenpflege in Berlin gegeben. Sie bezog sich auf die seit 2003/2004 bestehende Öffnungsklausel im Krankenpflegegesetz und informierte über aktuelle Modellstudiengänge in 15 Bundesländern. Die Integration der akademischen Ausbildung in die Pflege sei heute durch duale Studiengänge gegeben, so Heinze.
Als Ziele zur Steuerung und Gestaltung des Pflegeprozesses wären die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung auf Basis einer Pflegewissenschaft und die Übertragung von forschungsgestützten Problemlösungen erforderlich. Sie bemängelte die bisher vermisste Vergütung der Praxiseinsätze der Studierenden, die verhaltene Kooperationsbereitschaft der Praxispartner aufgrund der fehlenden Refinanzierung der Praxisanleitung und die unzureichende Ausstattung der Hochschulen. “Wir brauchen in der Pflege den Aufbau eines Anteils von 10-20% akademisch ausgebildeter Pflegekräfte”, resümierte die Schulleiterin des Bildungszentrums für Gesundheitsberufe.
Außer dem Mangel an Geld machte Willingmann in diesem Zusammenhang auf die Folgen der demografischen Entwicklung aufmerksam. Es folgte ein intensiver Austausch, wie das Defizit an Abiturienten, Studierenden und Fachkräften in der Pflege zu decken sei. “Ein möglicher Schlüssel zur Lösung der Probleme sei die Forcierung der Weiterbildungsangebote”, betonte Frau Dr. Ringkamp, Leiterin des Referats Soziales beim Diözesanverband der Caritas.
Willingmann ergänzte, das klassische Abitur habe längst als alleinige Zugangsvoraussetzung für ein Studium an Bedeutung verloren.
Dr. Heino Ackert von der AIG Kirsch Projekt GmbH zur Projektentwicklung für Wohn- und Sonderbauten informierte über das Magdeburger Projekt eines Gesundheitscampus.
Hingegen unterstrich Jan Gierke von der APGLOBAL A+P Recruting KG die notwendige Anpassung ausländischer Fachkräfte an den konkreten Bedarf bzw. deren Zugangsvoraussetzungen an den Bedarf der Pflege in Deutschland überzubewerten. “Wir planen auf universitärer Ebene Kooperationen mit internationalen Hochschulen”, informierte er. Dabei seien die Sprachbarrieren nur ein zu überwindendes Hindernis, so der Recruitingexperte.
Tatsächlich waren sich alle Beteiligten einig, dass unnötige Hürden für die Integration von Studierenden und Fachkräften abgebaut werden müssen und attraktiver, bezahlbarer Wohnraum für die zu gewinnenden Fachkräfte von großer Bedeutung sei.
“Dazu brauchen wir ein Konzept, wie wir unseren Bedarf an qualifizierten Fachkräften decken.” Das erfordere Bürokratieabbau sowie intelligente Lösungen, brachte Peter Zur die Diskussion auf den Punkt und regte an, die Größe des Tisches für den nächsten fälligen Gedanken- und Ideenaustausch zu vergrößern.