(11.05.2020) Neue Datenanalyse zu Pflegeberufen – Beschäftigung von Pflegekräften steigt überdurchschnittlich – Stellen für examinierte Altenpfleger sind 226 Tage lang unbesetzt – große Gehaltsunterschiede zwischen Kranken- und Altenpflegern
Nicht zuletzt die Corona-Krise zeigt, welche Bedeutung Pflegeberufe in Sachsen-Anhalt haben. Doch Fachkräfte wurden schon vor der Pandemie dringend gesucht. Immer mehr Menschen sind in Sachsen-Anhalt pflegebedürftig. Die Folge: Die Zahl der Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege steigt und der Bedarf an Fachkräften wächst. Und: Es gibt es weiterhin zu wenig Fachkräfte. Das zeigt eine neue Datenanalyse der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen zum Tag der Pflege am 12. Mai unter dem Titel „Blickpunkt Pflege Sachsen-Anhalt“ (Download).

„Eine Verbesserung bei Löhnen und Arbeitsbedingungen und eine verstärkte Zuwanderung von Pflege-Fachkräften aus dem Ausland, kann die Fachkräftelage entspannen“, erklärte Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.
Zahl der Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege steigt überdurchschnittlich
In Sachsen-Anhalt waren im Juni 2019 21.300 Altenpflegekräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind 840 Beschäftigte mehr als im Vorjahr (+4,1 Prozent). Bei den Krankenpflegern lag die Zahl der Beschäftigten im Juni 2019 bei 30.700. Das sind 550 mehr als im Vorjahr (+1,8 Prozent). Zum Vergleich: Die Beschäftigung insgesamt ist in Sachsen-Anhalt im gleichen Zeitraum auf dem annähernd gleichen Niveau geblieben.
Viele weibliche Beschäftigte, hohe Teilzeitquote – unterdurchschnittlicher Ausländeranteil
Pflegeberufe sind Frauen- und Teilzeitdomänen: Mehr als vier von fünf Pflegekräften waren 2019 Frauen (Krankenpflege 82 Prozent, Altenpflege 87 Prozent). 41 Prozent der Krankenpflegekräfte und 66 Prozent der Altenpflegekräfte waren in Sachsen-Anhalt in Teilzeit tätig. Zum Vergleich: Die Teilzeitquote von allen Beschäftigten in Sachsen-Anhalt liegt bei 30 Prozent. Der Ausländeranteil an den Beschäftigten in der Altenpflege lag in Sachsen-Anhalt bei 1,8 Prozent und in der Krankenpflege bei 1,2 Prozent. Der Ausländeranteil an allen Beschäftigten lag in Sachsen-Anhalt bei 4,3 Prozent.
Wartezeiten von 226 Tagen bei der Stellenbesetzung für examinierte Altenpfleger
Im Bereich der Altenpflege zeigt sich der Mangel vor allem bei den Fachkräften und Experten: Auf 100 gemeldete Stellen für examinierte Pfleger kommen rein rechnerisch 20 Arbeitslose. Im Schnitt dauerte es 226 Tage bis eine Stelle für examinierte Altenpfleger besetzt werden konnte. Zum Vergleich: Nimmt man alle Berufe zusammen, dann dauerte die Stellenbesetzung für Fachkräfte in Sachsen-Anhalt 155 Tage. Bei den Krankenpflegern ist die Fachkräftesituation nicht ganz so angespannt. Die Vakanzzeit liegt bei 157 Tagen. Auf 100 bei der BA gemeldete Stellen kommen in der Berufsgruppe 82 Arbeitslose
Förderung der Weiterbildung
Arbeitsagenturen und Jobcenter unterstützen die Versorgung von Arbeitgebern mit Fachpersonal durch Instrumenten der beruflichen Weiterbildung. Hier unterscheiden sich aber die rechtlichen Rahmenbedingungen zwischen Alten- und Krankenpflege erheblich, so dass vor allem in der Altenpflege abschlussorientierte Weiterbildungen angeboten werden konnten. Während in den vergangen fünf Jahren in Sachsen-Anhalt 2.400 Männer und Frauen eine solche Weiterbildung in der Altenpflege begannen, waren es in der Krankenpflege nur 106.
Markus Behrens: „Verbesserung der Entgelte und Rahmenbedingungen sind wichtig“
Beim Verdienst gibt es große Unterschiede zwischen den Pflegeberufen. Das mittlere Bruttoentgelt vollzeitbeschäftigter Fachkräfte in der Krankenpflege lag im Dezember 2018 mit 3.118 Euro pro Monat über dem für alle Vollzeitbeschäftigten (2.595 Euro). Das mittlere Bruttoentgelt vollzeitbeschäftigter Altenpflegefachkräfte war mit 2.166 Euro hingegen deutlich geringer. Entsprechendes zeigt sich auch bei Pflegehelfern: das mittlere monatliche Bruttoentgelt von Krankenpflegehelfern betrug 2.331 Euro, das von Altenpflegehelfern 1.805 Euro (zum Vergleich alle Helfer: 1.915 Euro). „Nicht zuletzt die Coronakrise zeigt: Unser Gesundheitssystem ist auf gut qualifizierte Alten- und Krankenpfleger angewiesen. Sie sind systemrelevant. Gute Arbeitsbedingungen und auch vor allem faire Löhne sind entscheidend, um solche Fachkräfte in der Region zu halten und auch ausländische Arbeitskräfte nach Sachsen-Anhalt zu holen. Sachsen-Anhalt steht in Konkurrenz zu anderen Regionen in Deutschland und Europa, wo es überall Mangel an Pflegefachkräften gibt“, erklärte Markus Behrens.



