IHK Halle-Dessau: Konjunkturbericht

(Dessau-Roßlau, 04.06.2020) Corona-Schock trifft die regionale Konjunktur in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg

Corona-Schock trifft die regionale Konjunktur

Die Coronakrise hat dafür gesorgt, dass die Wirtschaft in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg pessimistisch in die Zukunft blickt. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK): Mit -21,6 Punkten liegt der IHK-Geschäftsklimaindex, in dem positive und negative Einschätzungen gegeneinander gerechnet werden, auf dem niedrigsten Niveau seit 19 Jahren. „Die drastischen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie haben das wirtschaftliche Leben in der Region ab Mitte März vielfach zum Erliegen gebracht“, skizziert der IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel die Entwicklung. „Dieser Einbruch war noch stärker als zur Finanzkrise 2008.“ Weil die Unternehmen verunsichert seien, stürzten insbesondere die Geschäftserwartungen regelrecht ab, berichtet Bieräugel. „Die meisten Unternehmen haben ihre Planungen für Beschäftigung und Investitionen vorerst auf Eis gelegt. Nur eine zügige Normalisierung kann das Vertrauen der Unternehmen wiederherstellen.“

Sven Horn, IHK-Geschäftsstellenleiter in Dessau-Roßlau, teilt die Hoffnung auf eine kräftige Erholung in der Region: „Schon im ‚Shutdown‘ haben nicht wenige Unternehmer mit Besonnenheit und Kreativität reagiert. Das macht Mut“. Ein Beispiel dafür ist Mirko Kirschner, Inhaber eines Catering-Unternehmens aus Dessau-Rosslau: „Wir waren sehr früh betroffen: Keine Veranstaltungen, dann Schulen und Kitas geschlossen“, berichtet er. Die öffentlichen Hilfsmaßnahmen hätten ihm dabei etwas Luft verschafft, um das Unternehmen neu zu organisieren und eigene Auswege zu finden. „Wir haben Vertriebswege, Produkte und Abläufe angepasst. Sollte sich die Lage weiter normalisieren, werden wir hoffentlich Ende des Jahres wieder auf Vorkrisenniveau arbeiten können“, sagt der Unternehmer.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:

In der regionalen Industrie wird die bisherige Abkühlung zur Krise. Das Geschäftsklima sinkt auf -13,9 Punkte. Dabei wird die Geschäftslage noch recht gut – wenn auch rückläufig – eingeschätzt. Die Branchenstruktur in der Region bewirkt, dass die Unternehmen ihre Lage nur moderat schlechter einschätzen: Mit der Pharmaindustrie gibt es auch Bereiche, die von erhöhter Nachfrage berichten konnten. Die Geschäftserwartungen sind indes pessimistisch. Nur wenige Unternehmen gehen von einer Verbesserung im nächsten Quartal aus.

Im Baugewerbe beendet die Krise die bisherige Hochstimmung abrupt. Das Geschäftsklima, das im Vorjahr noch einen Spitzenwert erreichte, ist nun per Saldo ausgeglichen. Die Geschäftserwartungen sind trotz geringerer Betroffenheit von den Krisenmaßnahmen auch hier mehrheitlich pessimistisch. Viele Bauunternehmen gehen von Umsatzrückgängen in den kommenden Monaten aus.

Das Dienstleistungsgewerbe befindet sich im Krisenmodus. Hier hat sich die Stimmung drastisch verschlechtert. Nach einem soliden positiven Saldo vor einem Jahr liegt das Geschäftsklima nun mit -29,1 Punkten auf einen Tiefstwert. Die Branche ist aufgrund zahlreicher Geschäftsmodelle, die von einem Kontaktverbot unter Menschen beeinträchtigt sind, sehr zeitig von direkten Einschränkungen betroffen gewesen.

Der Handel verzeichnet einen Umsatzeinbruch. Das Geschäftsklima fällt verglichen mit dem Vorjahresquartal um fast 50 auf -30,0 Prozentpunkte ab. Insbesondere der stationäre Einzelhandel litt unter den Anti-Corona-Maßnahmen deutlich. Die Geschäftslage ist nur noch leicht positiv. Fast die Hälfte der Unternehmen berichtet von Umsatzrückgängen im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Geschäftserwartungen sind auch hier tiefrot. Die bis noch vor wenigen Monaten ausgesprochen expansive Investitionsneigung der Branche dreht sich komplett um und wird sehr zurückhaltend.

Das Verkehrsgewerbe verzeichnet einen Absturz der Erwartungen. Die Branche war zum Teil auch sehr stark und sehr früh von den Maßnahmen gegen das Virus betroffen. Insbesondere der Personenverkehr und Verkehrsdienstleistungen im Tourismus waren massiv beeinträchtigt. Der Geschäftsklimaindex im Verkehrsgewerbe der Region fällt im Zuge dessen auf aktuell -23,2 Punkte. Die sehr negativen Geschäftserwartungen verdeutlichen die große Verunsicherung der Unternehmen, die mit weiteren Umsatzrückgängen rechneten.